Montag, 2. April 2012

Von der Schwere der Liebe und den Schwierigkeiten des Loslassens.

Ich habe in mir eine Waage. In der linken Schale liegen die "Ich habe keinen Bock mehr auf das alles. Es tut weh und ich habe wirklich keine Lust mehr."-Gefühle. In der rechten Schale liegen die "Aber ich will es so sehr. Ich will ihn doch so sehr."-Gefühle. Und ich habe in mir diesen Glauben, dass, wenn nur endlich die linke Seite schwerer wöge als die rechte, ich aufhören könnte; vielleicht den Willen finden würde, ihn zu vergessen. Oder vielleicht würden - wie bei TETRIS -, sobald die Schalen eine Waagerechte bilden, sich beide in Luft auflösen, und mit ihnen alle in ihnen enthaltenen Gefühle und ich wäre frei.
Aber jedesmal wenn ich, etwas wehmütig, aber auch mit Hoffnung, ja Genugtuung ("So schwach bin ich noch nicht, dass der Wunsch nach ihm meine einzige Regung wäre."), ein Gefühl in die linke Waagschale lege, wird auch die rechte ein wenig schwerer und alles ist wieder wie zuvor.

Ich bin Sisyphus und rolle vor mir her einen Felsen aus "Ich will das hier nicht mehr." Ich rolle den Felsen fort von ihm, einen Berg hinauf. Es fällt mir schwer, mich nicht umzudrehen. (Ich will nur noch einmal sein Gesicht sehen. Es ginge mir besser, könnte ich ihn nur ansehen, ich bin sicher.), aber ich setze einen Fuß vor den nächsten, konzentriert. Bestimmt. Ich weiß: Schaffe ich es über die Kuppe, bin ich frei. Frei von dem Drang mich umzudrehen, frei von dem Drang zurückzulaufen. Das genügt. Ich gehe weiter.
Aber die Bäume um mich herum flüstern mit seiner Stimme und die Kiesel und Wurzeln auf dem Weg tragen sein Gesicht. Sein Gesicht ist das erste und das letzte, das ich sehen möchte. Ich schaue nicht zu Boden. 
Ich stolpere über einen kleinen Stein, falle und sehe darauf seine Züge, sehe dann meinen Felsen den Berg herunterrollen.
Sehe dann ihn, am Fuß des Berges, springe auf und laufe zurück.

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